Samstagabends sieht der Totengräber von Tramin fern, denn man zeigt die Samstagabendshows, die er so liebt. Im Unterhemd sitzt er auf der Couch und isst Würste mit im Kochwasser aufgeplatzten Bauchöffnungen von einem Teller, der mit weißen Hühnern und schwarzen Hähnen bemalt ist. Er wischt die Finger am Unterhemd ab und klopft die Asche der Vesperzigarette in die gähnende Mundöffnung der Bierdose, er sieht fern und denkt nicht mehr an das bevorstehende Wetter und die ausstehenden Arbeiten oder das Ausmaß eines Kindersargs.
Samstagnachts sieht der Totengräber von Tramin fern, denn man zeigt die Samstagnachtfilme, die man ihm unter der Woche vorenthält. Er zieht sich das Unterhemd unters Kinn und zwingt der Couch seinen Rhythmus und seinen Willen auf wie einem zuschanden gerittenen Pferd, das er mit schweren Handstreichen der Bildröhre entgegentreibt, in den nachtschwarzen Wald seiner Kindheitsängste hinein, wo der Vater sich auf die Mutter senkt und das barfüßige Kind im Flur steht und ahnt, wie der Vater die Mutter unter sich begräbt, und hört, wie eine Hand am Eisengitter des ehelichen Totenbetts rüttelt, und fürchtet, dass die Mutter nicht mehr wachzukriegen ist bis Sonntagmorgen und samstagabends träumt dem Totengräber von Tramin von den Bäumen fremder Frauen – sich verästelnde Berührungen –, bis seine leeren Augäpfel ohne Netzhaut und doppelten Boden an die Zimmerdecke fallen, wo unsichtbare Hände den Kruzifixus an einem Rosenkranz aus glatzköpfigen Eicheln aufknüpfen.
Sein Blut pulsiert unter der Pelle des gewienerten Würstchens, die Schlange seines kleinen Todes kriecht durchs Schamhaardickicht und sagt, es habe alles seine Ordnung, der Sonntag werde wieder dem Herrgott gehören.