Vor Aufregung erbricht das Kind sein Frühstück auf den weißen Stoff; zum Glück nur die Tischdecke. Später muss es entsagen. Entsagen? Dem Satan? Seinen Versuchungen auch? Später? Sein Lebtag lang muss es entsagen – muss, was man ihm vorgesagt hat, so lange aufsagen, bis es hohl geworden ist, entleert wurde, bis in den Zustand des Entsagtseins heraufgewürgt und wiedergekäut wurde. Ein Mohnkorn wandert nach innen, ins Fleisch.
Archiv für den Monat: August 2015
Notizen (84)
Ich bin älter als du und habe jede Medizin getrunken, ich kenne jeden Schmerz außer den, du zu sein.
Notizen (83)
Vom Kuhstall herübergekommen, von meinem Blut gekostet und sich daran gewöhnt, schnäkig geworden. Ich schlage sie aus der Luft – ein Reflex, Notwehr –, zerreibe sie zwischen den Fingern zu einem schwarzroten Punkt, den ich unter unsere gemeinsamen Nächte setze.
Notizen (82)
Ich stecke meinen Kopf in den Sand deines Schoßes und du zählst, wie lange ich die Luft anhalten kann.
Notizen (81)
Seit ich weiß, dass es bereits eine frühere Version meiner selbst gab, dass ich einen Bruder im Geiste habe, bin ich das morsche Gestell einer Wiege aus Gebein und wippe an der Schwelle zwischen Schlafen und Wachen hin und her, mit einem Kiefer aus Porzellan.