Notizen (99)

Man steht selten so nah am Abgrund des eigenen Denkens wie in dem Moment, wenn man während einer zu spät begonnenen und ins hervorbrechende Dunkel zwischen den Bäumen führenden Wanderung die schon dutzende Male passierte Biegung des Weges am Scheitelpunkt einer Anhöhe erreicht und der Blick, wie schon dutzende Male zuvor, auf eine dort stehende Sitzbank fällt und auf eine lose über der Rückenlehne hängende Kinderhose; und wenn man stehenbleibt und bei diesem Anblick verharrt, wohl wissend, dass jeder Versuch einer Rekonstruktion des Geschehens, dessen Resultat man vor sich sieht, unweigerlich ins Dunkel zwischen den Bäumen führen würde, in dem jede eingeschlagene Richtung falsch ist und sich jeder Gedanke verliert; und wenn man nach ein paar zögerlichen Schritten die nächste Biegung erreicht und sein Tempo beschleunigt, den Blick als äußeres Anzeichen der eigenen unsicheren Gedanken wieder und wieder über die Schulter wirft und schließlich feststellt, dass das Geräusch fremder Schritte nur das Klappern des Notizbuchs in der Jackentasche ist.

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