Beobachtet habe ich den heiligen Sebastian, wie er mit Pfeil und Bogen spielte und Löcher ins Milchglas fremder Kellerfenster schoss; oder dabei, wie er Fürbittkerzen aus der Kirche stahl; Bonbon- und Fruchtgummitüten aus dem SPAR-Lebensmittelladen, deren knisternde Verpackungen er durch die daumengroßen Löcher in den Fensterscheiben schob. Meine Beobachtungen erhoben mich über niemanden, jeder im Dorf kannte die Liste seiner Verfehlungen. Ich kannte die von allen, auch von ihm selbst vergessenen Reste seiner Zukunftspläne, die sich wie Brotkrumen in den ausgefransten Rändern seiner Träume verfingen; Träume, in die er, wie ich mir ausmalte, mit Zahnschmerzen fiel und aus denen er mit Kopfschmerzen und gähnendem Unterkiefer erwachte; in denen sich die Strahlen einer Urlaubssonne auf die dünne Haut der Augenlider legten und die im Fahrtwind zuckende Plane eines Pritschenwagens zum Überholen aufforderte und schließlich nur eine Ahnung, die Reflexion einer zitternden Bewegung in der Scheibe hinterließ. Was er mir auf der Rückseite einer das Mittelmeer abbildenden Postkarte in hastig während einer Rast niedergekritzelten Sätzen hätte mitteilen können, hätte vielleicht genau dem entsprochen, was ich damals über den heiligen Sebastian zu sagen wusste.