Notizen (75)

Es sei zugleich seltsam und folgerichtig, sagst du, während mein Finger ungefähre Kreise in den Sand auf deinem Bauch zeichnet, dass ausgerechnet ich fähig sei, ein Schweigen tief wie stille Wasser zu erzeugen; ausgerechnet ich, der ich mich des öfteren an Worte klammere wie ein Ertrinkender an ein Stück Treibholz, ausgerechnet ich, der ich des öfteren Worte mit Steinen vergleiche – weil auch Worte ein Gewicht haben, fallen können –, verstünde mich darauf, ein Schweigen zu erzeugen, dessen Oberfläche still und glatt wie ein Spiegel sei, um dann nur wenige wohlbedachte und dadurch umso schmerzhaftere Worte hineinfallen zu lassen und, wiederum schweigend, das Ausbreiten der von ihnen erzeugten Wellen zu betrachten, auf deren kaum sichtbaren Kämmen meine noch unausgesprochenen Geschichten ans Ufer getragen würden, die merkwürdigen und losen Fragmente, die von fiebrigen Laubflecken auf dem Spiegel der Fischteiche handelten, von ertrunkenen Bienen im Haar noch oder wieder namenloser Frauen, die es stets für einen von uns beiden gegeben habe, von Frauen mit nassen Haaren, das ihnen im Nacken und auf dem Rücken klebe, wie Fäden in einen Webstuhl gespannt seien, oder vom Himmel, unter dem sie zum Liegen kämen und den ihre eigenen ungeborenen Kinder an eisernen Stangen über ihnen aufspannten und so den Zug der Töchter anführten, hinter ihnen die Tanten und Kusinen und Schwägerinnen, die Großmütter und Urgroßmütter, die längst abgehängt seien, die mit ihren ruinösen Zähnen in ihren ruinösen Elternhäusern säßen und an ihren Schicksalsfäden, nein, nicht webten, strickten, mit dem Klappern ihrer Stricknadeln einen Takt vorgebend, dem wir uns, sagst du, während ich schweige und die ungefähren Kreise im Sand auf deinem Bauch betrachte, zumindest für diesen verschwiegenen Sommer entzogen hätten.

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