Ein eisiger Schauer kriecht meinen Handrücken herauf, ich zucke und lasse die Haut meiner Fingerkuppen auf dem gefrorenen Grabstein des Vaters zurück; stecke Zeige- und Mittelfinger in den Mund und schmecke mein eigen Fleisch und Blut. Mit ihren Stiefelspitzen bricht eine gebeugte, zittrige, ihrem Nelkenstrauß über dem Kiesweg drei kurze Stöße versetzende Alte Eisschollen auf, mahlt bleiche, steingewordene Knochenreste unter ihren Sohlen. Der steinerne Blick des Friedhofkruzifixus fixiert mich, der Kiesboden beäugt mich und rollt die Augäpfel, die von unterirdischen Verwesungsgasen aufgeschreckt zu vibrieren beginnen, sich lösen und übereinanderkullern; ein Raunen, das durch die Erde geht, durch den Grabstein mit der frischen, noch blutigen Fingerkuppenhaut: Dreht sich unter mir der Vater um, weil ich bei seinem Grab schwöre, der Sargnagel seiner Familie zu werden?
Mit dem Blütenwasserwedel der Alten könnte ich der heiligen Vogelscheuche drei kurze Stöße versetzen und mit der Zunge – da hilft kein Schütteln und kein Klopfen, am Schwanz hängt immer noch… – die Tropfen von der frischen, noch blutigen Vorhautkuppe auffangen.
Ich krümme mich in eine fötale Haltung, während ich dies schreibe, noch lieber aber würde ich meinen Körper ins Hohlkreuz stemmen, so dass mein Kopf am Ende dieser Brücke in meine Kindheit zurück auf dem kühlen und weichen Stein der Pfarrhausmauer zum Liegen kommt, den Blick zur Innenseite der Stirn gerichtet.