Notizen (56)

»[…] wenn mir von letzterem träumt, dann glotzt er mich durch dicke, kassengestellte Brillengläser an« – wollte ich den Blick des Totengräbers von Tramin anders, wie man sagt: »näher«, beschreiben, müsste ich ihn zunächst erwidern; ich müsste ebenso starr und unabänderlich in die Fotografie hineinblicken, wie er aus ihr herausblickt, müsste mir sagen, den Blick abzuwenden sei Feigheit – den Blickkontakt abbrechen hieße, einen Satz abbrechen.

Ich weiß aber: wollte ich den Blick halten, ihn zu Ende führen – wie ich einen Satz zu Ende führen will, statt ihn nur zu beenden –, würden die Glotzaugen des Totengräbers von Tramin plötzlich aus ihrer Starre erwachen, er würde an sich hinabsehen, an seinem Arm hinabsehen zur Hand, in der der Griff des Spatens ruht und die er drehen würde, nur leicht, damit sie das Spatenblatt wendet, und das Spatenblatt würde ihm das Gesicht zuwenden und zu ihm aufsehen, und er würde ihm mit ruhigem, aber bestimmtem Ton sagen: »Fass.«

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